Wieviel Heu braucht ein Pferd?

Die Grundversorgung eines Pferdes sollte immer mit qualitativ hochwertigen Heu erfolgen.

  • Eine Heugabe zwischen mind. 1 kg – 2kg/ 100 kg Körpergewicht (600 kg Pferd steht 6 kg – 12 kg Heu zur Verfügung)
  • Das Heu sollte spätestens alle 3 Stunden zur Verfügung stehen, um Magenschleimhautentzündungen oder Magengeschwüren entgegen zu wirken.
  • Heu sollte ebenfalls vor jeder Kraftfuttergabe ausreichend zur Verfügung stehen um den Verdauungsapparat zu schonen/ unterstützen

Besonders im Hochleistungssport

(Rennpferde, Springpferde, Dressurpferde, Vielseitigkeitspferde, Distanzpferde) profitieren Pferde von einer ausreichend Heugabe und vermeiden somit hohen Wasser-/ und Elektrolyteverlust (mind. 1,5 kg/100kg Körpergewicht).

Die strukturierte Rohfaser ermöglicht im Dickdarm einen hervorragenden Wasser- und Elektrolytespeicher. Ebenfalls entspannt der Kauvorgang die Psyche des Pferdes und Anspannungen werden ebenfalls reduziert. Heu satt, auch auf Turnieren oder Shows, ist essentiell für die Pferdegesundheit.

Ich sehe oft, dass Pferden kurz vor Start noch Traubenzucker oder Zucker gegeben wird. Das ist absolut kontraproduktiv, da der Insulinspiegel zu einer starken Reaktion geführt wird und der Blutzucker somit sinkt.

Heuqualität

Die Heuqualität ist von vielen Faktoren abhängig.

  • Hochwertige Gräser
  • Kräuteranteil
  • Bodenbeschaffenheit
  • Grünflächenpflege (Entfernung von Giftpflanzen, Unkraut und Nachsaat)
  • Schnittzeitpunkt
  • Schnitthöhe
  • Rohproteingehalt
  • Rohfasergehalt (23% – 30%, ab 30cm Länge)
  • Trockenzeiten
  • Hygiene
  • Pressverfahren
  • Lagerung

Nicht nur die Weide stellt hohe Ansprüche an die richtige Pflege, sondern auch die Grünflächen zur Heugewinnung. Bodenproben geben Aufschluss über den Nährstoffgehalt im Boden. Bei Landesuntersuchungs- und Forschungsanstalten, sowie Landwirtschaftsamt, erhält man genaue Informationen und hilfreiche Unterstützung um die Grünflächen optimal zu versorgen. Kräuterreiche Grünflächen sind weitaus magnesiumreicher als gräserreiche Bestände.

Johanneskreuzkraut  muss inkl. Wurzel entsorgt werden. Hier ist das Einsammeln direkt in verschließbare Behälter oder Tüten wichtig. Nicht auf den Misthaufen werfen.

Ein hoher Nährstoffgehalt besteht, wenn bereits der erste Hauptbestand der Grünfläche sich im Stadium von mindestens 30% Mitte – Ende der Blüte befindet. Der erste Schnitt kann dann getätigt werden und ist natürlich abhängig von der Wetterlage, da die Trocknung mind. vier Tage, besser fünf Tage in Folge sonnig, windig und trocken sein sollte. In diesen Tagen sollte bis zu fünf Mal das Heu gewendet werden.

Die Heugewinnung sollte schnell und schonend von einem Wassergehalt von 80% auf >15% gesenkt werden. Die Pressgröße/Dichte (kleine Handballen, oder schwere Rund-/ Quaderballen) bestimmt gleichsam die Trocknungszeit und Lagerungszeit bis zur Fütterung. Nach ca. acht Wochen kann das Heu verfüttert werden. Hier prüfen Sie vorher nochmal den Feuchtegehalt. Oftmals wird ein späterer Schnitt auf Kosten von Nährstoffverlust und hohen Rohfasergehalt getätigt. Einige Landwirte nutzen noch einen zweiten Schnitt – Grummit, der Pferden möglichst nicht gefüttert werden sollte.

Vor dem ersten Schnitt sollte die Grünfläche nach Giftpflanzen (Jakobskreuzkraut etc.), Abfall, Tieren – auch Kadavern, abgesucht werden.

Gifte im Heu die zu lebensbedrohlichen Zuständen bei Pferden führen können sind:

  • Giftpflanzen
  • Tierkadaver
  • Gärung/ Schimmelbildung durch mangelnde Trocknungszeit oder nachnässen bei wechselnden Wetterbedingungen zwischen der Ernte
  • Verunreinigung durch Mutterboden. Zu bodennaher Schnitt führt oft dazu, dass Erdmaterial mit in das Heu verarbeitet wird und dort zu Verunreinigungen führt. (Botulismuserreger) Dies fördert z.B. die Schimmel- und Staubbildung. Die Schnitthöhe sollte ca. 6 cm -8 cm betragen.
  • Steine
  • Achten Sie bei Ihren Grünflächen auch auf die Nachbarflächen. Hier ist besonderes Augenmerk auf Pestizide und Düngungen zu legen. Fragen sie Ihren Nachbarn, um zu hohe Belastungen in Ihrem Grünfutter zu vermeiden.
  • Eine trockene Lagerung von Heu ist elementar wichtig für die Qualität. Heuballen sollte nicht direkt auf dem Boden liegen, sondern möglichst auf z.B. Palletten gestapelt werden, um auch bei Nässedruck von unten, eine trockene Lagerung zu ermöglichen.

Heuballen sollten umgehend entsorgt werden, wenn stellenweise Schimmel, Giftpflanzen oder Kadaver gefunden werden. Viele entfernen nur die befallenen Stellen, jedoch ist davon auszugehen, dass der ganze Ballen von der Keimbelastung betroffen ist. Ebenfalls sind bei der Lagerung die Nachbarballen genau zu überprüfen. Lassen Sie sich nicht durch die Aussage “Es ist ja nur ein bisschen verdreckt, der Rest ist gut” abfertigen.

Gutes Heu ist die wichtigste Fütterungsgrundlage für Ihr Pferd! Machen Sie hier keine Kompromisse! Unzureichende Heugabe oder ein “bisschen” Verunreinigung kann zu lebensbedrohlichen Zuständen und/oder Langzeitschäden führen, wie:

  • Kolik
  • Hufrehe
  • Asthma, COB,
  • Allergien
  • Verspannungen
  • Magengeschwüren
  • Stress
  • Stoffwechselstörungen
  • Leberschädigungen
  • Nierenschädigungen

 

Aufklärung ist der beste Weg zur Veränderung! Nutzen sie den Austausch mit ihrem Lieferanten oder Stallbetreiber, wenn sie mit der Heuqualität nicht zufrieden sind. Erklären sie die Herausforderungen und Zusammenhänge. Oftmals ist Unwissenheit der Grund für Fahrlässigkeit. Sicherlich müsste man davon ausgehen, dass ein Stallbetreiber sich mit dieser Thematik bestens auskennt. Dies ist jedoch selten der Fall. Einige Betriebe stellten von “Viehhaltung” auf Pferdehaltung um und sind in der Informationstiefe zwar mit landwirtschaftlichen Prozessen vertraut, jedoch nicht mit den Bedürfnissen der Pferde und noch weniger der Pferdebesitzer. Andere Stallbesitzer sind im Pferdesport sehr aktiv, jedoch wenig in der Auseinandersetzung mit Ernährungsphysiologischen Zusammensetzungen etc. Viele Faktoren führen oftmals zu der Erkenntnis, dass mangelndes Wissen der Grund für unzureichende Qualität ist.

Gehen Sie mit solchen Situationen achtsam um und konfrontieren Sie ihr Gegenüber genauso wertschätzend und höflich, wie Sie damit angesprochen werden wollen würden. Eine aggressive oder überhebliche Kommunikation führt nie zum Ziel und verschließt den Zugang, das Wissen zu vermitteln um langfristig etwas – für die Pferde – ändern zu können. Jede Herausforderung hat auch eine Lösung.

Kleiner Tipp: Sprühen Sie Ihre Flächen mit EM- Effektive Mikroorganismen ein. Positive, aufbauende Bodenbakterien werden gefördert und schädliche Keime unterdrückt, sowie die Mobilisierung von festgelegten Nährstoffen aktiviert und Pflanzenverfügbarkeit verbessert. In der Stallreinigung und in der Pferdegesundheit zeigten sich ebenfalls positive Auswirkungen auf Stallklima und Gesundheit. 

Hier findest Du mein Video auf Youtube zu dem Thema